Polizeiliche Kriminalstatistik 2017 der Polizeidirektion Oldenburg


Erstmals weniger als 100.000 Straftaten im Jahr +++ Hohe Aufklärungsquote von 62,82 Prozent +++ Geringste Kriminalitätsbelastung seit mehr als 15 Jahren +++ Eigentumskriminalität stark rückläufig +++ Wohnungseinbrüche nehmen deutlich ab +++ Länderkooperation erfolgreich

Für die Polizeidirektion Oldenburg war das vergangene Jahr ein erfolgreiches Jahr. „Wir werden uns auf den Erfolgen nicht ausruhen, sondern den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen und wir werden weiterhin da, wo es erforderlich ist, Schwerpunkte setzen“, betonte Polizeipräsident Johann Kühme bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS).

„Gleichzeitig möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu bedanken. Das Fundament erfolgreicher Polizeiarbeit bilden die Kolleginnen und Kollegen, die sehr engagiert arbeiten.“

Im Jahr 2002 lag die Anzahl der registrierten Straftaten bei 120.910. Die Aufklärungsquote betrug 51,44 Prozent und die Häufigkeitszahl lag bei 7.153. Im Jahr 2017 ist die Anzahl der registrierten Straftaten auf 99.052 gesunken. Die Aufklärungsquote ist auf 62,82 Prozent gestiegen und die Häufigkeitszahl erreichte mit 5.736 den bisher niedrigsten Wert in diesem Zeitraum.

Bei dieser Betrachtung ist die Häufigkeitszahl ein wichtiger Indikator für die Kriminalitätsbelastung. Pro 100.000 Einwohner wurden im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Oldenburg 5.736 Straftaten (2016: 6.247) registriert. Die Gefahr Opfer einer Straftat zu werden, hat sich noch einmal verringert.

Den Hauptanteil der polizeilichen Ermittlungsverfahren bilden nach wie vor die Diebstahlsdelikte mit 35.564 Fällen (2016: 41.263), gefolgt von den sogenannten „Sonstigen Straftaten“ wie Beleidigung, Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Wettbewerbs-, Korruptions- und Amtsdelikte sowie Straftaten gegen die Umwelt mit insgesamt 20.213 registrierten Straftaten (2016: 21.221). Mit 18.428 angezeigten Fällen (2016: 20.386) folgen die Vermögens- und Fälschungsdelikte. Bei den sogenannten Rohheitsdelikten ist ein Rückgang auf 14.707 Fälle (2016: 15.216) zu verzeichnen.

Straftaten gegen das Leben sind mit 170 Taten im Jahr 2017 um drei gestiegen. Hierunter fallen allein 87 Mordfälle, die im Zusammenhang mit der Soko Kardio ermittelt wurden.

Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind um 41 Taten auf 1.197 leicht gestiegen. Der Anstieg hängt u.a. auch mit der Strafrechtsänderung im November 2016 zusammen.Durch die Einführung des neuen Sexualstrafrechts („Nein heißt Nein“) ist mittlerweile entscheidend, dass das Opfer die sexuelle Handlung nicht gewollt hat. Auch die Neueinführung des Paragrafen § 184i StGB „Sexuelle Belästigung“ wird in diesem Bereich der PKS geführt.

Große Fortschritte konnten bei der Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls erzielt werden. Nachdem die Gesamtzahl der Diebstahldelikte um 5.699 Taten und damit um 13,81 Prozent gesunken ist, ist die Entwicklung bei den Wohnungseinbrüchen besonders erfreulich. Die Anzahl der Wohnungseinbrüche hat im Vergleich zum Vorjahr (2016: 3.652) um 718 Fälle (2017: 2.934) abgenommen.

„Das ist ein Rückgang um fast 20 Prozent“, erläuterte der für die Kriminalitätsbekämpfung zuständige Dezernatsleiter, Polizeidirektor Thomas Kues. „Wir sind hocherfreut und führen diese Entwicklung, neben der zunehmenden Sensibilisierung der Menschen und der daraus resultierenden Verbesserung der Sicherungstechnik in Häusern und Wohnungen, in erster Linie auf verschiedene Bekämpfungsstrategien unserer Dienststellen und die Vernetzung mit der Polizei Bremen zurück.“

In der Vergangenheit haben reisende Täter immer wieder davon profitiert, dass sie zwischen den Bundesländern Bremen und Niedersachsen gependelt und die gute Infrastruktur am Beispiel der Bundesautobahn A1, der sogenannten Hansalinie, für sich ausgenutzt haben.

Mit der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Bremen-Oldenburg, kurz GEBO genannt und der Gemeinsamen Analysestelle der Polizei Bremen und der Polizeidirektion Oldenburg (GASt HB/OL) wurde eine effektive Zusammenarbeit geschaffen.

Der direkte Austausch zwischen den Ermittlerinnen und Ermittlern hilft dabei, Tätergruppierungen ausfindig zu machen und Tatzusammenhänge schneller zu erkennen.

Polizeivizepräsident Bernd Deutschmann: „Wir haben insgesamt die richtigen Schwerpunkte gesetzt. Enorme Rückgänge beim Wohnungseinbruch und in anderen Diebstahlsbereichen sind das Ergebnis sehr guter Polizeiarbeit. Wir passen unsere Konzepte konzeptionell und flexibel an. Darin liegt der Schlüssel zum Erfolg.“

Weniger erfreulich ist die Entwicklung im Bereich der Jugendkriminalität. Nachdem in den letzten 15 Jahren grundsätzlich ein kontinuierlicher Rückgang in der Jugendkriminalität zu verzeichnen war, stiegt die Gesamtzahl der Taten in den letzten zwei Jahren wieder leicht an, wobei die Rohheitsdelikte leicht rückläufig sind. In diesem Jahr hat es eine Zunahme der Gesamtstraftaten von 272 Taten im Vergleich zum Vorjahr gegeben. Lag die Anzahl der Straftaten 2016 bei 7.161, wurden im Jahr 2017 7.433 Taten verzeichnet. Ob es sich hierbei um eine Trendwende handelt oder nur um eine vorübergehende Erscheinung wird in diesem Jahr intensiv beobachtet werden. Bei genauerer Betrachtung scheint die Steigerung hauptsächlich auf die Zunahme von Vermögens- und Fälschungsdelikten und die Zunahme bei den strafrechtlichen Nebengesetzen zu beruhen und hier insbesondere die Zunahme von Drogendelikten, während in anderen Deliktsbereichen ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist.

Erwähnenswert ist auch die Abnahme der sogenannten nichtdeutschen Tatverdächtigen. Nachdem diese Zahl in den Jahren 2015 und 2016 stark gestiegen war, wurden im vergangenen Jahr 334 nichtdeutsche Tatverdächtige weniger als zum Vorjahr registriert. Dabei ist das Verhältnis der nichtdeutschen Tatverdächtigen im Vergleich zur Gesamtanzahl der Tatverdächtigen mit 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ungefähr gleichgeblieben. Während in Niedersachsen die Straftaten, die durch Asylbewerber begangen wurden, deutlich abgenommen haben, stagniert diese Zahl in der Polizeidirektion Oldenburg.

Die landesweite Entwicklung bei der Anzahl der Widerstandshandlungen und der Zahl der Körperverletzungen gegen Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte spiegelt sich auch in der Polizeidirektion Oldenburg wider. Während die einfachen Widerstandshandlungen mit 288 Taten (2016: 290) nahezu gleichgeblieben sind, fällt in diesem Bereich auf, dass die Beamtinnen und Beamten immer häufiger Opfer von Körperverletzungen werden. Im zurückliegenden Jahr wurden 223 Polizistinnen und Polizisten Opfer von Gewaltdelikten wohingegen im Jahr 2016 136 Opfer registriert worden sind.

„Es beginnt mit dem fehlenden Respekt gegenüber der Arbeit der Polizei und mündet in Körperverletzung. Diese Entwicklung ist inakzeptabel. Wer Polizisten angreift und willentlich verletzt, hat die Grundwerte unserer Demokratie nicht verstanden“, machte Polizeipräsident Johann Kühme abschließend deutlich.


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