Aktuelle Statistiken und Berichte der Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta

Polizeiliche Kriminalstatistik 2024 der Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta

Das Oldenburger Münsterland bleibt sicher - Gesamtkriminalität gesunken und höhere Aufklärungsquote

Der Ltd. Polizeidirektor Jörn Kreikebaum (Leiter der Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta) hierzu: "Das Oldenburger Münsterland bleibt nach wie vor eine sichere Region. Die Entwicklung der Kriminalitätsbelastung ist immer ein Indikator für die Sicherheit in unserer Region. Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, im Vergleich zum Vorjahr erneut gesunken ist." Gleich zu Beginn der Auswertung kann der sogenannten Häufigkeitszahl entnehmen, dass das Oldenburger Münsterland trotz gestiegener Einwohnerzahlen einen Rückgang der registrierten Straftaten pro 100.000 Einwohner zu verzeichnen hatte. Im Jahr 2024 lag die Zahl mit 3.950 Straftaten pro 100.000 Einwohner für beide Landkreise zusammen niedriger als im Vorjahr (4.199). Der Landkreis Vechta musste im vergangenen Jahr einen leichten Anstieg der Häufigkeitszahl verzeichnen (2023: 4.435 / 2024: 4.458). Im Betrachtungszeitraum der vergangenen zehn Jahre kann grundsätzlich ein starker Rückgang verzeichnet werden (2015: 5.025). Anhand der genannten Häufigkeitszahl des Jahres 2024 kann jedoch fest gemacht werden, dass die Landkreise Cloppenburg und Vechta zu den sicheren Landkreisen in Deutschland gehören.


Rückgang der Gesamtfallzahlen bei steigender Bevölkerungszahl

Bei den Fallzahlen konnte der historische Tiefstwert aus dem Jahr 2021 (12.018) unter Pandemieumständen mit 12.891 Taten nicht erreicht werden. Dennoch kann mit -5,44 % (741 Taten weniger als im Vorjahr) ein Rückgang bei der Entwicklung der Gesamtkriminalität bei einer Aufklärungsquote von 64,35 % verzeichnet werden.

Für den Landkreis Vechta musste ein leichter Anstieg der Fallzahlen registriert werden (2023: 6.516 / 2024: 6.587), gleichzeitig stieg jedoch auch die Aufklärungsquote um 2,53 % von 59,70 % auf 62,23 %. Der prozentuale Rückgang findet seinen Ursprung in den Bereichen der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (12,78 % weniger als im Vorjahr), der strafrechtlichen Nebengesetze (40,45 % weniger als im Vorjahr) und im Bereich der Diebstahlsdelikte (5,20 % weniger als im Vorjahr).Lediglich im Bereich der Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit ist ein Anstieg um 5,19 % zu verzeichnen. Der signifikante Rückgang im Bereich der strafrechtlichen Nebengesetze ist unter anderem mit der Novellierung des Betäubungsmittelgesetzes und Inkrafttretens des Konsumcannabisgesetz (KCanG) im Jahr 2024 zu erklären.

Polizeioberrat Alexander Kreye, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes, hält fest: "Der Rückgang der Fallzahlen ist eine erfreuliche Feststellung und immer im Kontext steigender Bevölkerungszahlen zu betrachten. Zudem konnten wir die Aufklärungsquote um 1,20 % auf 64,35 % steigern und bleiben damit auf einem konstant hohen Niveau."

Auch Jörn Kreikebaum findet auf Basis der konstant hohen und gesteigerten Aufklärungsquote lobende Worte: "Wir können erfreut auf die solide Aufklärungsquote blicken. In diesem Zusammenhang möchte ich mich bei den engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizeiinspektion bedanken."


Blick auf einzelne Deliktsbereiche

Im Bereich der Polizeiinspektion Cloppenburg / Vechta entfallen mit 4.665 Taten die meisten Fallzahlen auf den Bereich der Diebstahlsdelikte (Vorjahr: 4.921), gefolgt von 2.509 Delikten im Bereich der sonstigen Straftaten, unter die beispielsweise Sachbeschädigungen, Beleidigungen und Hausfriedensbrüche fallen. Darauf folgen die Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit mit 2.434 Taten(Vorjahr: 2.314, +5,19 %) und Vermögens- und Fälschungsdelikte mit 2.153 Taten (Vorjahr: 2.358, - 8,69%).


Straftaten gegen das Leben

Zu diesen Kapitaldelikten zählen unter anderem Mord, Totschlag und fahrlässige Tötung. Wie bereits im Vorjahr wurden elf dieser Straftaten im Bereich der Polizeiinspektion Cloppenburg / Vechta registriert. Dabei betrug aufgrund der Klärung eines Falles des Vorjahres die Aufklärungsquote 109,09 %. Straftaten wie diese finden medial immer viel Beachtung. Einige Sachverhalte sind im Kontext "Häuslicher Gewalt" zu sehen. Trotz der rechtlichen Feststellung eines Tötungsdeliktes finden sich einige Fälle statistisch gesehen auch in diesem Bereich wieder.


Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung

Dieser Deliktsbereich umfasst sämtliche Straftaten des Sexualstrafrechts in Deutschland. Auszugsweise sind hier Straftaten wie sexueller Missbrauch, sexuelle Belästigung und Kinderpornographie genannt. Im Vergleich zum Jahr 2023 (532) sind die Zahlen bei konstant hoher Aufklärungsquote (93,10 %) mit 464 Fällen im Jahr 2024 rückläufig. Gleichwohl liegen die Fallzahlen auf einem seit 2022 gleichbleibend hohen Niveau.


Entwicklung bei den Rohheitsdelikten und den Straftaten gegen die persönliche Freiheit

Unter diesem Deliktsfeld sind Raubstraftaten, Körperverletzungsdelikte sowie Straftaten gegen die persönliche Freiheit zu verstehen, einschließlich Bedrohung und Nötigung. Für das vergangene Jahr wurden für beide Landkreise 2.434 Taten verzeichnet. Das entspricht einem Zuwachs von 120 Taten. Die aktuelle Zahl ist im Zehn-Jahres-Vergleich am höchsten. In diesem Zusammenhang kann allerdings ein Rückgang von (Körperverletzungs-)Taten festgestellt werden, bei dem ein Messer zum Einsatz kam. Wurden für das Jahr 2023 noch 64 Fälle registriert, sank der Wert im Jahr 2024 auf 51 Fälle bei einer Aufklärungsquote von 84,31 %.


Starker Rückgang der Fallzahlen bei Wohnungseinbruchdiebstählen

Für das Jahr 2024 wurden 154 Fälle des Wohnungseinbruchdiebstahls angezeigt. Dies sind 60 Fälle weniger als im Vorjahr. Davon verblieben 52 Fälle im Versuchsstadium (Vorjahr: 73). "Die Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls ist und bleibt eines der zentralen Themen in unserer Präventionsarbeit. Die Präventionsveranstaltungen in diesem Kontext werden von vielen Interessierten angenommen. Auch die häuslichen Beratungen haben sich etabliert. Insgesamt kann eine große Sensibilität für dieses Thema festgestellt werden", fasste Kriminalhauptkommissar Andreas Bonk, Beauftragter für Kriminalprävention, diesen Deliktsbereich zusammen. Festzustellen ist ferner, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche im Landkreis Vechta mit 101 Taten im Vergleich mit dem Landkreis Cloppenburg auf dem Niveau der vergangenen Jahre bleibt. Dazu Erster Kriminalhauptkommissar Günter Stukenborg, Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes des Polizeikommissariats Vechta: "Die Ermittlungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass der Landkreis Vechta mit seiner geografischen Lage zwischen Bremen im Norden und dem Ruhrgebiet im Süden aufgrund der Querung der BAB 1 durch den gesamten Landkreis ein wiederkehrendes Ziel überörtlicher Wohnungseinbrecher darstellt. Diesem wurde und wird mit intensiven zielgerichteten Ermittlungen entgegengewirkt."


Gewalt gegen Polizeibeamte

Im Kontext der Entwicklung der Fallzahlen bei den Rohheitsdelikten kann auch in diesem Deliktsbereich eine kontinuierliche Steigerung festgestellt und ein gesamtgesellschaftlicher Trend abgelesen werden. Während 2023 noch 71 Taten in beiden Landkreisen registriert wurden stieg diese Zahl in 2024 auf 79 (Anstieg um 11,27 %) Im Vergleich: 2019 fanden sich 56 Übergriffe auf Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte in den Statistiken wieder. Auch die Anzahl der betroffenen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte ist von 173 auf 188 nochmals gestiegen. Lediglich ein Rückgang der dabei leicht (18 / Vorjahr: 28) bzw. schwer (0 / Vorjahr: 1) verletzten Beamtinnen und Beamten ist als positiv zu betrachten. Der Anstieg der Fallzahlen sorgt bei Jörn Kreikebaum für Unmut: "Übergriffe auf unsere Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte sind nicht hinnehmbar. Die steigende Bereitschaft zur Gewaltausübung bei sinkender Hemmschwelle bereitet mir Sorgen. Dies scheint nicht nur ein gesamtgesellschaftlicher Trend zu sein, er wirkt sich auch nachhaltig auf den dienstlichen Alltag der Polizistinnen und Polizisten aus. Wir setzen alles daran, solche Delikte mit allen Mitteln konsequent zu verfolgen."


Nach wie vor: Anstieg der Fallzahlen im Bereich Häuslicher Gewalt

Im Jahr 2024 wurden insgesamt 840 Fälle mit 830 Opfern von "Häuslicher Gewalt" im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Cloppenburg / Vechta registriert. Im Jahr 2023 waren es 775 Fälle mit 748 Opfern. Von den 830 Opfern waren mit 588 Personen etwa 70,84 % weiblichen Geschlechts (männliche Personen: 242). Bei 490 von 840 Fällen (58,33 %) handelte es sich um Konflikte in (ex-) partnerschaftlichen Beziehungen. 299 Fälle (35,60 %) entfielen auf familiäre Konflikte. "Nach wie vor ist die Entwicklung im Bereich der "Häuslichen Gewalt" besorgniserregend. Im Ergebnis sprechen wir bei 840 Fällen von zur Anzeige gebrachten Taten, also dem Hellfeld. Viele Sachverhalte finden im Verborgenen statt. Dieser Entwicklung stellen wir uns entschieden entgegen und setzen alles daran, die Opfer zu schützen und Strafverfahren beweissicher vor Gericht zu bringen. Das Deliktsfeld ist weiterhin ein elementarer Bestandteil der Präventionsarbeit. Der Austausch mit den Netzwerkpartnern, wie beispielsweise die Beratungs- und Interventionsstellen, wurde auch im letzten Jahr nochmals intensiviert, um dem Kriminalitätsphänomen entgegen zu treten", erläuterte Alexander Kreye.


Kinder- und Jugendkriminalität

Die Anzahl der Fälle, zu denen Kinder und Jugendliche als Tatverdächtige oder Beschuldigte ermittelt wurden, weist im Berichtsjahr 2024 einen signifikanten Rückgang auf und liegt bei nunmehr 948 Fällen (Vorjahr: 1246). Dies bedeutet einen prozentualen Rückgang um 31,43 %. Damit wird annähernd der Tiefstwert im Zehn-Jahres-Vergleich von 2021 mit 942 Fällen erreicht. Der Rückgang schlägt sich insbesondere im Bereich der Verbreitung pornographischer Schriften mit einem Rückgang um 36,84 % nieder. Auch wurden weniger kinderpornographische Schriften verbreitet. Zudem hat es eine deutliche Abnahme bei den Diebstahlsdelikten (2023: 403 / 2024: 267 / -33,75 %) gegeben. Im Zusammenhang mit dem gesamtgesellschaftlichen Trend kann im Bereich der Körperverletzungsdelikte ein leichter Zuwachs um 6,32 % festgestellt werden (2023: 190 / 2024: 202).

Kriminalhauptkommissarin Claudia Stukenborg, Beauftragte für Kinder- und Jugendprävention bei der Polizeiinspektion Cloppenburg / Vechta, sieht einen erfreulichen Trend: "Auch in diesem Bereich sind wir mit einem großen Angebot im Rahmen der Präventionsarbeit tätig. Wir gehen an die Schulen und klären die Schülerinnen und Schüler direkt über Kriminalitätsphänomene, Straftaten und ihre Folgen auf. Neben dem Schwerpunkt der Gewaltprävention warnen wir insbesondere vor den Gefahren von Alkohol, psychoaktiven Stoffen und Betäubungsmitteln, beleuchten aber auch das Internet und sensibilisieren für einen verantwortungsvollen Umgang. Das meint explizit gerade das Veröffentlichen oder Weitergeben vertraulicher Informationen oder Bilder. Auch hier stehen wir im engen Austausch mit Trägern der Kinder- und Jugendpflege sowie der Fachstelle für Suchtprävention, suchen aber auch immer wieder den Kontakt zur Elternschaft im Kontext schulischer Veranstaltungen. Die Zahlen bestärken die Bemühungen in diesem Deliktsfeld."


Strafrechtliche Nebengesetze

Die strafrechtlichen Nebengesetze bilden eine Gruppe von Gesetzen, die zusätzliche, spezielle Tatbestände zum allgemeinen Strafgesetzbuch bereitstellen. Hierunter fallen zum Beispiel das Kunsturheberrechtsgesetz (KunstUrhG), das Arzneimittelgesetz (AMG) oder das Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Zum 01. April 2024 gab es eine Novellierung des Betäubungsmittelgesetzes bzw. die Schaffung des Konsumcannabisgesetzes. Diese Gesetzesänderung schlug sich erheblich in der PKS nieder. So wurden 2023 im Kontext der strafrechtlichen Nebengesetze noch 1.100 Straftaten registriert, in 2024 sank der Wert auf 655. Allein im Bereich der Betäubungsmittelkriminalität gab es einen Rückgang um 358 Fälle (2023: 755 / 2024: 397). Das entspricht einem Rückgang um 47,42 Prozent. Im konkreten Bezug zu den allgemeinen Verstößen mit Cannabis gab es einen Rückgang um 76,71 % (2023: 425 / 2024: 99.


Ermittelte Tatverdächtige

Insgesamt konnten im Jahr 2024 durch die Polizeiinspektion Cloppenburg / Vechta 6.430 Tatverdächtige (2023: 6.890) ermittelt werden. Damit ist die Zahl der Tatverdächtigen etwas gesunken, aber im Zehn-Jahres-Durchschnitt auf einem konstanten Niveau. Von den 6.430 Tatverdächtigen besaßen 4.043 Tatverdächtige die deutsche (62,88 %) und 2.387 Personen eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit (37,12 %). 210 Personen mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit hatten einen Aufenthaltsstatus. Auf die Gesamtzahl der Tatverdächtigen gesehen bildet diese Personengruppe einen Anteil von 3,27 %. Insgesamt ist die Anzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen im Vergleich zum Vorjahr (2023: 2514) um 5,05 % gesunken. Auch in Bezug zu Tatverdächtigen mit deutscher Staatsangehörigkeit kann mit 7,61 % ein Rückgang zum Vorjahr festgestellt werden (Vorjahr: 4.376). Die Gründe hierfür sind von vielen Seiten zu betrachten und können nicht pauschalisiert werden. Der Rückgang kann und sollte nicht nur mit Ankunft und Verbleib der Migrantinnen und Migranten begründet werden, sondern bedarf auch einer differenzierten Betrachtung der Umstände der Ankunft, der unklaren Bleibeperspektiven sowie der Unterbringung und den zusammenhängenden Lebensverhältnissen. Unter den Tatverdächtigen waren 241 Kinder (2023: 288) und 608 Jugendliche(2023: 766) sowie 494 Heranwachsende (2023: 563). Damit verteilt sich die Altersstruktur der Tatverdächtigen auf 79,11 % Erwachsene, 7,68 % Heranwachsende, 9,46 % Jugendliche und 3,75 % Kinder.


Fazit und Ausblick

"Das Oldenburger Münsterland ist eine sichere Region. Es bleibt unser erklärtes Ziel, dieses hohe Sicherheitsniveau auch in Zukunft zu gewährleisten", fasste Jörn Kreikebaum zusammen.

Alexander Kreye ergänzte diese Einschätzung und betonte: "Gleichzeitig erfordert die Entwicklung in bestimmten Deliktsbereichen eine erhöhte Aufmerksamkeit und eine gezielte Schwerpunktsetzung. Unsere Kolleginnen und Kollegen widmen sich diesen anspruchsvollen Aufgaben mit großem Engagement und hoher fachlicher Kompetenz. Sie leisten dabei nicht nur einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung spezifischer Kriminalitätsphänomene, sondern bewältigen auch die vielfältigen Herausforderungen des dienstlichen Alltags mit hoher Professionalität."

Abschließend und mit Blick auf seine nahende Pensionierung richtete Jörn Kreikebaum den Blick in die Zukunft: "Ich bin mir sicher, dass wir auch zukünftig trotz steigender Arbeitsbelastung gut aufgestellt sein werden und weiterhin mit aller Entschlossenheit daran arbeiten werden, die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger in der Region bestmöglich zu gewährleisten."


Hier gehts zur Pressemeldung.

________________

Verkehrsunfallstatistik 2024 der Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta

Gesamtzahl der Verkehrsunfälle zum Vorjahr wieder leicht gesunken +++ Verkehrsunfälle mit schweren Unfallfolgen gehen weiterhin stetig zurück +++ Bekämpfung der Hauptunfallursachen auch künftig Aufgabenschwerpunkt der Polizei +++ Verringerung von Verkehrsunfällen unter Beteiligung von Rad- und Pedelec-Fahrenden ein wichtiges Ziel


Vorbemerkungen

Die Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta musste im Jahr 2024 in ihrem Zuständigkeitsbereich insgesamt 7054 Verkehrsunfälle verzeichnen. Dies sind 115 weniger Unfälle als im Vorjahr (2023: 7169). Obwohl in ländlich strukturierten Gebieten, wie dem Oldenburger Münsterland, Verkehrsunfälle mit schwerem Personenschaden häufiger geschehen als in städtischen Bereichen, konnte für die PI Cloppenburg/Vechta jedoch festgestellt werden, dass die Verkehrsunfälle mit schweren Personenschäden weiterhin rückläufig sind. Während im Jahr 2023 noch 204 schwere Verkehrsunfälle registriert wurden, waren es im Jahr 2024 mit 177 Unfällen 29 (13,24 %) weniger.


Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang

Im Jahr 2024 musste die Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta insgesamt 17 Verkehrsunfälle verzeichnen, bei denen 20 Verkehrsteilnehmer/-innen tödliche Verletzungen erlitten. Im Jahr 2023 waren es noch 16 Unfälle mit 16 tödlich verletzten Personen. Dies bedeutet einen leichten Anstieg der Unfälle mit tödlichem Ausgang - im Vergleich zum letzten Jahr. Auf die vergangenen 10 Jahre gesehen ist das Jahr 2024 mit 17 Unfällen auf eher niedrigem Niveau (2015:23 / 2018:25 / 2019:15 / 2021:20). 14 dieser 17 Unfälle ereigneten sich im Landkreis Cloppenburg, 3 Unfälle im Landkreis Vechta. Lediglich 3 Unfälle (beide Landkreise betrachtend) ereigneten sich innerhalb geschlossener Ortschaft. Als häufigste Unfallursache ist hier die Nichtbeachtung der Vorfahrtsregeln (5) zu nennen, gefolgt von nicht angepasster Geschwindigkeit (4).


Verkehrsunfälle mit leicht und schwer verletzten Personen

Bei 160 Verkehrsunfällen wurden 201 Menschen schwer verletzt. Hier ist weiterhin der Abwärtstrend der vergangenen Jahre zu erkennen (2023: 188 Verkehrsunfälle mit 215 Schwerverletzten). Bei diesen Verkehrsunfällen ist nicht angepasste Geschwindigkeit als eine der häufigsten Unfallursachen anzusehen. Bei den Verkehrsunfällen mit leicht verletzten Personen konnte ein leichter Rückgang verzeichnet werden. 2024 wurden demnach 974 Verkehrsunfälle registriert, bei denen 1315 Personen leicht verletzt wurden. Im Jahr 2023 waren dies noch 980 Unfälle mit 1334 leicht verletzten Personen. Dies ist ein Rückgang um 1,42%. Als eine der häufigsten Unfallursachen ist hier die Nichtbeachtung der Vorfahrtsregeln zu nennen.

Der Leiter der Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta, Polizeidirektor Hendrik Vieth, führt dazu an: "Wir betrachten die Zahlen der Verkehrsunfälle mit schweren und tödlichen Unfallfolgen mit Besorgnis. Trotz des Rückgangs der Schwerverletzten, ist weiterhin jeder verletzte Verkehrsteilnehmende ein Verletzter zu viel. Daher wird es unser Ziel bleiben, die Zahlen der Verkehrstoten und Verletzten im Straßenverkehr zu senken. Daher arbeiten wir auch weiterhin mit verschiedenen Akteuren zusammen, um durch intensive Verkehrssicherheitsarbeit für mehr Sicherheit im Straßenverkehr in unserem Inspektionsbereich zu sorgen."


Verkehrsunfallursachen

Die nicht angepasste Geschwindigkeit zählt, insbesondere bei den Verkehrsunfällen mit schweren Folgen, zu einer der häufigsten Unfallursachen. So konnte bei 20 von 65 Verkehrsunfällen, bei denen die Unfallursache aufgeklärt werden konnte, nicht angepasste Geschwindigkeit als Unfallursache festgestellt werden. Als weitere Unfallursachen folgten die Vorfahrtsmissachtung (14) oder eine Beeinflussung durch berauschende Mittel (13).

Bei den Verkehrsunfällen mit tödlich verletzten Personen konnte in 5 Fällen die Vorfahrtsmissachtung als häufigste Unfallursache ermittelt werden. Nicht angepasste Geschwindigkeit ist bei 4 Verkehrsunfällen Unfallursache. Hier sind weitere Ursachen Fehler beim Überholen zu nennen.

Bei Verkehrsunfällen, die leichte Verletzungen bei den Unfallbeteiligten nach sich zogen, wurde als häufigste Unfallursache Vorfahrtsmissachtung (86) ermittelt, gefolgt von nicht angepasster Geschwindigkeit (60). Die Unfallursachen Beeinflussung berauschender Mittel (49), Fehler beim Abbiegen (38) und geringer Abstand (37) liegen hier auf gleich hohem Niveau.

Auf die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle sind insbesondere Vorfahrtsverstöße (610) zusammen mit Unterschreitung des gebotenen Abstands (564) als Hauptunfallursachen zu benennen. Weitere festgestellte Unfallursachen sind Fehler beim Abbiegen (257), nicht angepasste Geschwindigkeit (267), die Beeinflussung durch berauschende Mittel (173) und Fehler beim Überholen (167). Im Trend kann festgestellt werden, dass bei der Gesamtheit der Verkehrsunfälle die Unfallursache der nicht angepassten Geschwindigkeit weiterhin abnehmend ist. 2024 wurden 267 Verkehrsunfälle aufgrund nicht angepasster Geschwindigkeit verursacht, 2016 wurde diese Unfallursache noch bei 504 Verkehrsunfällen festgestellt. Dennoch ist die Quote der Verletzten (31,84 %) weiterhin hoch. Bei den 267 Verkehrsunfällen, bei denen eine nicht angepasste Geschwindigkeit als Unfallursache ermittelt werden konnte, wurden 4 Personen tödlich, 20 Personen schwer und 61 leicht verletzt.

"Je höher die Geschwindigkeit, umso schwerwiegender die Verletzungen. Um dem etwas entgegenzusetzen sind weiterhin Geschwindigkeitskontrollen an den Unfallschwerpunkten unerlässlich", verdeutlicht Polizeidirektor Walter Sieveke. Erster Polizeihauptkommissar Ingo Vogt, Leiter des Sachgebiets Verkehr der PI Cloppenburg/Vechta hebt noch einmal die gute Zusammenarbeit mit der kommunalen Geschwindigkeitsüberwachung der beiden Landkreise hervor, die einen wertvollen Beitrag zur Verkehrsunfallbekämpfung leisten.


Risikogruppe Junge FahrerInnen

Die Altersgruppe der jungen Erwachsenen stellt nach wie vor die Risikogruppe mit hohem Anteil an Verkehrsunfällen mit Verletzten dar. So konnten in der Gruppe der 18-24-jährigen insgesamt 235 Verkehrsunfälle mit verletzten Personen verzeichnet werden. Dies entspricht 20,42 % der Gesamtunfälle mit verletzten Personen (1151). In der nächsten Altersgruppe, die der 25-34-jährigen konnten 221 und bei den 45-54-jährigen 160 Verkehrsunfälle gezählt werden.

In den darauffolgenden Altersgruppen ist die Beteiligung an Verkehrsunfällen weiter abnehmend. So stellen nach wie vor die 18-24-jährigen Verkehrsteilnehmer die größte Risikogruppe dar, was bei dieser Gruppe auf nicht angepasste Geschwindigkeit in Zusammenhang mit der geringen Fahrpraxis und Fehleinschätzung von Verkehrssituationen zurückzuführen ist. Aber auch der Konsum von Alkohol oder Drogen und der damit verbundenen höheren Risikobereitschaft im Straßenverkehr spielt hierbei eine Rolle.

"Präventiv werden wir weiterhin an die Fahranfänger und jungen Verkehrsteilnehmer herantreten und sie darauf sensibilisieren, dass die Gefahr schwerer Verletzungen bei hohen Geschwindigkeiten stark zunimmt. Die Zahlen zeigen, dass die Maßnahmen der letzten Jahre greifen" hob Polizeidirektor Walter Sieveke hervor.


Risikogruppe Rad-/Pedelec-Fahrende

Aufgrund geringerer Schutzeinrichtungen bei Rad-/Pedelec-Fahrenden, im Gegensatz zu Pkw-Fahrern, stellt diese Gruppe ebenfalls eine Risikogruppe dar. Gerade Rad- und Pedelec-Fahrende erleiden bei Verkehrsunfällen eher Verletzungen. Gleichzeitig erfreut sich im Rahmen der Mobilitätswende das Fahrrad bzw. Pedelec zunehmender Beliebtheit. Dies zeigt sich auch in der Entwicklung der Unfallzahlen. So wurden 2024 insgesamt 588 Verkehrsunfälle unter Beteiligung Rad-/Pedelec-Fahrenden (2023 523) registriert. Hierbei wurden 7 Rad-/Pedelec-Fahrende getötet (2023: 3), 48 erlitten schwere Verletzungen (2023: 58) und 381 (2023: 355) wurden leicht verletzt. 74,02 % der Verkehrsunfälle unter

Beteiligung von Rad-/Pedelec-Fahrende endeten mit einem Verletzten, was auf die hohe Sturzgefahr und dem geringen Schutz zurückzuführen ist. Von den insgesamt 588 Verkehrsunfällen unter Beteiligung von Rad-/Pedelec-Fahrenden ereigneten sich 462 (273 Radfahrende und 189 Pedelec-Fahrende) innerhalb geschlossener Ortschaft. Dies entspricht 78,57 %.

Betrachtet man die Altersgruppen wird deutlich, dass mit zunehmendem Alter die Beteiligung von Radfahrenden sinkt und die Beteilung von Pedelec-Fahrenden steigt. In den Altersgruppen bis 44 Jahren sind mehr Radfahrende als Pedelec-Fahrende an Verkehrsunfällen beteiligt sind. Ab der Altersgruppe der 45+ wendet sich das Blatt und die Beteiligung von Pedelec-Fahrenden überwiegt in der Beteiligung an Verkehrsunfällen. Mit höherem Alter steigt auch die Zahl der schwer oder tödlich verletzten Personen. "Als Rad- oder Pedelec-Fahrender fehlt die sogenannte Knautschzone, die man im Auto hat. Daher ist es von enormer Wichtigkeit, dass man sowohl auf dem Fahrrad als auch auf dem Pedelec einen Sturzhelm trägt. Dieser kann die Gefahr schwerer Kopfverletzungen deutlich absenken. Außerdem empfehle ich, dass Radfahrende den Blickkontakt zu Autofahrenden suchen sollten, insbesondere bei Einmündungen und Grundstückszufahrten", gab EPHK Ingo Vogt, Leiter des Sachgebiets Verkehr der Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta, zu bedenken. "Die Problematik der doch recht hohen Anzahl an Verletzten unter Beteiligung von Rad-/Pedelec-Fahrenden haben wir erkannt. Die Quote 74,02 % Verletzten ist zu hoch! Gemeinsam mit unserem Präventionsbereich haben wir verschiedene Ideen erarbeitet. Unter anderem veranstaltet POK Marina Gunz, Verkehrssicherheitsberaterinnen der Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta seit einigen Wochen gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartnern Veranstaltungen rund um das Thema "Sicher unterwegs mit dem Pedelec", ergänzt Polizeidirektor Walter Sieveke.


Unfallursache Alkohol

Fahren unter der Beeinflussung berauschender Mittel wie Alkohol zählt weiterhin zu den gefährlichsten Unfallursachen im Straßenverkehr. So wurden 2024 insgesamt 163 Verkehrsunfälle registriert, bei denen als Unfallursache Beeinflussung von Alkohol feststand. Hierbei kam es auch zu Personenschäden. So wurden insgesamt 53 Personen bei Unfällen verletzt, 10 Personen erlitten schwere Verletzungen, 43 leichte. Dies stellt eine Steigerung um 15 Verkehrsunfälle gegenüber dem Vorjahr (2023:148) dar. Diese Steigerung spiegelt sich jedoch in der Ursache "Drogen" nicht wider. Hier wurde eine Reduzierung der Unfälle von 12 auf 10 und eine Reduzierung der Verletzten von 8 auf 5 registriert. In diesem Zusammenhang weist Polizeidirektor Walter Sieveke, Leiter Einsatz der Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta, auf folgendes hin: "Mit dem Gesetz zum kontrollierten Umgang mit Cannabis kann die Droge zwar unter den dort genannten Voraussetzungen legal konsumiert werden, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass nicht berauscht gefahren werden darf. Es wird umso wichtiger, die Wirkung von Cannabis zu berücksichtigen und klar zwischen Konsum und Fahren zu trennen.


Verkehrsunfallflucht

Wenn man im Straßenverkehr einen anderen schädigt, sich aber ohne um den Schaden zu kümmern den Unfallort verlässt, stellt dies eine Straftat nach § 142 StGB, der Verkehrsunfallflucht, dar. Noch immer werden bei nahezu jedem fünften Verkehrsunfall von einem der Beteiligten Angaben zu seiner Beteiligung an dem Verkehrsunfall nicht gemacht. Im Jahr 2024 war dies bei 1366 (19,36 %) Verkehrsunfällen der Fall. Die Polizei konnte jedoch in 39,4 % der Fälle den Unfallbeteiligten ermitteln. Das Ergebnis bewegt sich somit auf einem ähnlich hohen Niveau wie in den vergangenen Jahren 2022 (40,2 %) und 2023 (38,7 %).


Verkehrsbeteiligung E-Scooter

Erstmalig betrachten möchten wir nun auch die Verkehrsunfälle, welche sich unter Beteiligung von E-Scootern ereignet haben. Im Jahr 2022 gab es lediglich 22 Unfälle unter Beteiligung eines E-Scooters, 2024 waren es bereits 42 Unfälle. Setzt man dieses in Bezug zu den Gesamtunfallzahlen aus 2024 (7054) war lediglich bei 0,6 % der Unfälle ein E-Scooter beteiligt. Hoch ist jedoch der Anteil der Verletzten Personen. Bei den 42 Unfällen waren 36 Unfälle mit Personenschaden, 31 leicht Verletzte und 5 schwerverletzte.


Wildunfälle

2024 ereigneten sich 1527 Wildunfälle im Bereich der PI Cloppenburg/Vechta. Dies stellt einen Anteil von fast 22 % zum Gesamtunfallgeschehen dar. Bei lediglich 3 Unfällen kam es zu Personenschäden, die wiederum insbesondere auf Ausweichvorgänge zurückgeführt werden konnten. Betrachtet man die vergangenen Jahre (bis 2013) ist dies der geringste Wert den die Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta zu verzeichnen hat. Baumunfälle Die Anzahl der Baumunfälle ist gegenüber dem Vorjahr um 28 auf 137 gesunken. Bei 45,99 % der Baumunfälle (63) kam es zu einem Personenschaden. Dabei wurde eine Person getötet, 17 schwer und 45 leicht verletzt. Betrachtet man auch hier die vergangenen Jahre (bis 2013) ist dies der zweitniedrigste Wert. Lediglich im Jahr 2022 (125) gab es weniger Baumunfälle. Die Zahl der Unfälle mit Personenschäden ist in diesem Betrachtungszeitraum die niedrigste.


Fazit

"Bei der Entwicklung der Verkehrsunfallzahlen sehen wir uns weiterhin auf einem guten Weg. Die Zahl der schweren Folgen hat sich verringert", hob Polizeidirektor Walter Sieveke hervor. "Dennoch werden wir weiter auf die Verkehrsteilnehmer positiv einwirken. Unter anderem werden wir auf Präventionsveranstaltungen die Unfallrisiken darstellen, aber auch auf die Gefahren durch Fahrten unter Drogen-, Alkohol- oder Medikamenteneinfluss aufmerksam machen. Neben den präventiven Maßnahmen werden wir die repressiven Maßnahmen, wie z. B. die Geschwindigkeitsüberwachung und die Alkohol- und Drogenkontrollen weiterhin in dieser Intensität fortführen", kündigt er weiter an. "Mit Blick auf die schweren Verkehrsunfälle, die wir im laufenden Jahr 2025 bereits zu verzeichnen hatten erscheint dies wichtiger denn je!"

Polizeidirektor Hendrik Vieth ergänzt: "Unser Ziel ist es die schweren und tödlichen Unfallfolgen weiterhin zu minimieren, aber auch die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle zu reduzieren, damit sich jede Bürgerin und jeder Bürger sicher im Straßenverkehr fortbewegen kann. Fahren Sie vorausschauend, verantwortungsbewusst und nehmen Sie Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer".


Hier gehts zur Pressemeldung.

  Bildrechte: PI Cloppenburg/Vechta
zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln