Polizeiliche Kriminalstatistik 2019 der Polizeidirektion Oldenburg

Zahl der Gesamtstraftaten auf einem Tiefstand +++ Aufklärungsquote steigt erneut +++ Deutlicher Rückgang bei Anzahl der Wohnungseinbrüche +++


So wenig Straftaten wie seit mehr als 30 Jahren nicht, eine erneut gestiegene Aufklärungsquote und ein deutlicher Rückgang bei den Wohnungseinbrüchen: Das sind einige der zentralen Aussagen der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2019 für die Polizeidirektion Oldenburg, die Polizeipräsident Johann Kühme am Freitag vorstellte.

„Wir haben in fast allen Deliktsgruppen einen Rückgang der Fallzahlen zu verzeichnen. Das ist eine positive Nachricht, die unterstreicht, dass der Nordwesten nach wie vor eine Region ist, in der es sich sicher wohnen und leben lässt. Damit das auch so bleibt, werden wir natürlich nicht nachlassen, die Kriminalität zu bekämpfen. Dort, wo es erforderlich ist, werden wir weiterhin konsequent vorgehen“, sagte Johann Kühme.

+++ Erneut weniger Straftaten +++

Im Jahr 2019 lag die Zahl der registrierten Straftaten bei 91.579, was den niedrigsten Wert seit mehr als 30 Jahren darstellt. Im Vergleich zum Vorjahr (94.315) bedeutet dies einen weiteren Rückgang von 2.736 Fallzahlen (- 2,90%). Die seit Längerem abnehmende Tendenz in diesem Bereich verdeutlicht ein Blick auf das Jahr 2009, als die Fallzahlen der Gesamtstraftaten noch 120.005 betrugen. Die Häufigkeitszahl, die Zahl der registrierten Straftaten pro 100.000 Einwohner und ein wichtiger Indikator für die Kriminalitätsbelastung, sank von 5.439 im Vorjahr auf 5.264 und liegt unter dem Landesdurchschnitt von 6.346. Damit hat die Gefahr, innerhalb des Zuständigkeitsbereiches der Polizeidirektion Oldenburg Opfer einer Straftat zu werden, noch einmal abgenommen. Insgesamt lag die Anzahl der Opfer im Jahr 2019 bei 19.036 und damit leicht unter der Zahl im Jahr zuvor (19.221).

Die Aufklärungsquote betrug 63,71% im Jahr 2019 und erreichte damit nach 2018 (63,34%) im 10-Jahresvergleich einen neuen Höchststand. Landesweit liegt die Quote leicht über dem Durchschnitt (63,44%).

„Dieser - neben dem Rückgang der Fallzahlen - weitere positive Aspekt ist auch der Verdienst aller Kolleginnen und Kollegen, die durch ihr Engagement die Basis erfolgreicher Polizeiarbeit legen“, betonte Polizeipräsident Johann Kühme. Dies gelte für die alltägliche Polizeiarbeit genauso wie für die Arbeit in Ermittlungsgruppen und Sonderkommissionen, so Kühme weiter. Im Jahr 2019 wurden insgesamt 25 Ermittlungsgruppen und Sonderkommissionen mit unterschiedlichem Kräfteansatz eingerichtet. Eine herausragende Stellung nimmt hierbei die Soko „Wasser“ ein, welche die Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ führt: Die Kolleginnen und Kollegen dieser Sonderkommission haben im Jahr 2019 insgesamt 27.135 Stunden geleistet.

+++ Weiter positive Entwicklung bei Wohnungseinbrüchen +++

Den größten Anteil der polizeilichen Ermittlungsverfahren bilden weiterhin die Diebstahlsdelikte, wobei ihr Wert von 32.643 (2018) auf 31.012 im Jahr 2019 und damit um 5,00 Prozent sank. Damit setzt sich diesbezüglich der Trend der rückläufigen Fallzahlen weiter fort. Dieser Rückgang – im Vergleich zum Jahr 2000 mit 60.211 Diebstahlsdelikten haben sich Straftaten nahezu halbiert – beruht vor allem auf der Abnahme der schweren Diebstähle (- 6,91%) und hier insbesondere auf der um 15,46 Prozent gesunkenen Zahl der Wohnungseinbruchdiebstähle.

Nachdem die Anzahl der registrierten Wohnungseinbruchdiebstähle bereits im Jahr 2018 um 22,19 Prozent auf 2.283 Fälle zurückgegangen war, nahm diese Zahl im Jahr 2019 noch einmal um 353 Taten auf nunmehr 1.930 ab – dies ist geringste Anzahl von Fällen seit mehr als 30 Jahren.

In ca. 44 Prozent der Fälle (847 Taten) blieb es bei so genannten Versuchstaten, deren Anteil im Verlauf der Jahre kontinuierlich gestiegen ist. Diese Entwicklung lässt unter anderem auch auf Fortschritte im technischen Einbruchschutz schließen, wodurch es seltener gelingt, in die Tatobjekte einzudringen.

„Die stetig zurückgehende Zahl der Wohnungseinbrüche bestätigt uns in unserer Arbeit. Die sowohl regional als auch überregional angelegten Bekämpfungsstrategien und Präventionsmaßnahmen tragen erkennbar Früchte“, sagte der für die Kriminalitätsbekämpfung zuständige Dezernatsleiter, Polizeidirektor Hendrik Vieth. Die vor elf Jahren als Reaktion auf die zunehmende Mobilität der Täter ins Leben gerufene Gemeinsame Ermittlungsgruppe Bremen-Oldenburg sei ein Erfolgskonzept, an dem weiter festgehalten werde. Der unmittelbare Austausch zwischen Ermittlerinnen und Ermittlern aus Bremen und Oldenburg helfe dabei, Tätergruppen und Tatzusammenhänge schneller zu erkennen.

„Ein Wohnungseinbruch stellt für die Betroffenen einen tiefen Eingriff in die Privat- und Intimsphäre dar und hat entsprechende Auswirkungen auf das Sicherheitsgefühl“, sagte Hendrik Vieth und betonte: „Deswegen wird die Bekämpfung des Wohnungseinbruchsdiebstahls trotz der erfreulichen Entwicklung weiterhin im Fokus der kriminalpolizeilichen Arbeit der Polizeidirektion Oldenburg stehen.“

Auf die Diebstähle als Hauptdeliktsgruppe folgen mit dem zweitgrößten Anteil die so genannten „Sonstigen Straftaten“ (Beleidigung, Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Wettbewerbs-, Korruptions- und Amtsdelikte), die 19.554 registrierte Straftaten ausmachen (2018: 19.500). Während bei den Rohheitsdelikten ein leichter Rückgang von 14.734 im Jahr 2018 auf 14.514 (- 1,49%) zu verzeichnen ist, fällt dieser bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten mit einer Abnahme von 1.461 Taten um 8,30% signifikanter aus (2019: 16.135/ 2018: 17.596).

Die Zahl der Straftaten gegen das Leben hat sich um 22,02 Prozent von 109 auf 85 Taten reduziert. Der Wert von 2018 ergibt sich unter anderem dadurch, dass 11 der 109 Delikte bereits im Jahr 2017 begangen worden waren, die im Laufe der Ermittlungen aber nach einer rechtlichen Neubewertung als „versuchter Mord“ eingestuft und 2018 statistisch neu erfasst wurden.

+++ Verbreitung pornografischer Erzeugnisse nimmt stark zu +++

Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung stiegen in 2019 um 308 Taten auf 1.618, was eine Zunahme von 23,51% ausmacht. Eine Ursache ist der erhebliche Anstieg der Fälle von „Verbreitung pornografischer Erzeugnisse/Schriften“ um 240 Taten (+ 85,71%), wovon wiederum allein 194 Fälle auf den Straftatbestand „Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornografischer Schriften“ entfallen
(+ 116,87%). Erklärungsansätze für die steigenden Fallzahlen im Bereich der Kinderpornografie gibt es mehrere: So ermöglicht die fortschreitende Digitalisierung den einfachen Zugang zu Foren, Chats oder Messengerdiensten, die als Austauschportale fungieren.

Ein Problem in diesem Zusammenhang ist auch, wenn strafbare Inhalte von minderjährigen Schülerinnen und Schülern verbreitet bzw. empfangen werden. „Die Verfügbarkeit sozialer Medien wächst leider nicht immer im gleichen Maße wie die für den Umgang erforderliche Sensibilität. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Präventionsarbeit an Schulen fortführen. Dies hat bereits spürbar zu einer Verbesserung des Anzeigeverhaltens geführt“, sagt Hendrik Vieth.

Zum Anstieg der Kinderpornografie-Zahlen trägt auch die Entwicklung und Einführung von automatisierten Meldesystemen bei, in denen identifizierte strafrechtliche Verstöße an das Bundeskriminalamt (BKA) und als Ermittlungsverfahren in die Bundesländer gegeben werden. Seit Februar setzt die Polizei im Kampf gegen Kinderpornografie im Rahmen eines einjährigen Pilotprojekts auch künstliche Intelligenz ein. Die von IT-Spezialisten des Landeskriminalamtes (LKA) entwickelte Software kann Dateien im Hinblick auf kinderpornografisches Material durchsuchen, soll damit die Ermittlerinnen und Ermittler entlasten und schnellere Ergebnisse liefern.

Die Straftat „sexuelle Belästigung“ ist um 38 Taten angestiegen
(+ 16,24%), dieser Wert fällt jedoch im Vergleich zu den deutlichen Anstiegen in den Vorjahren schwächer aus.

Im Bereich der Jugendkriminalität gab es einen leichten Rückgang von 6.943 auf 6.877 Fälle, womit sich der Trend der vergangenen Jahre fortsetzte. 2009 waren noch 11.781 Taten verzeichnet worden. Die Fälle mit tatverdächtigen Kindern (0-14 Jahre) sind von 1.311 (2018) auf 1.513 im Jahr 2019 angestiegen (+15,41%), wobei hier insbesondere die deutliche Zunahme von Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung - genauer die Verbreitung kinderpornografischer Schriften - um 66 Fälle (+157%) hervorsticht. Diese Entwicklung lässt sich auch bei den leicht rückläufigen Fallzahlen (von 5.632 auf 5.364) mit tatverdächtigen Jugendlichen (14-18 Jahre) konstatieren, bei denen die Verbreitung pornografischer Schriften um 63 Fälle (+143,18%) zugenommen hat. Hintergrund könnte auch hier der Umstand sein, dass immer mehr Kinder und Jugendliche im Besitz von PC, Laptop, Tablet und Smartphones sind.

Signifikant zurückgegangen ist die Anzahl der Straftaten mit dem Tatmittel „Stichwaffe“. Während innerhalb der Polizeidirektion Oldenburg im Jahr 2018 noch 705 mit einer Stichwaffe begangene Taten registriert wurden, waren es im Jahr 2019 nur noch 523 Fälle (- 25,60%). Trotz eines Rückgangs von 413 auf 379 Taten nimmt der Bereich Raub und Körperverletzung nach wie vor den weitaus größten Anteil ein. Bei Straftaten gegen das Leben wurde bei 15 Taten (2018: 22) eine Stichwaffe gebraucht.

+++ Großes Dunkelfeld bei Internetkriminalität +++

Die Fallzahlen zu Taten, bei denen das Internet bei der unmittelbaren Ausführung eine Rolle gespielt hat, haben sich von 6.729 (2018) auf 6.199 reduziert. Allerdings dürfte im Bereich der Computer- bzw. Internetkriminalität ein großes Dunkelfeld bestehen, da davon auszugehen ist, dass eine Vielzahl solcher Taten erst gar nicht zur Anzeige gebracht wird. Darüber hinaus werden in der Polizeilichen Kriminalstatistik nur innerdeutsche Taten erfasst. Bei Taten mittels Internet agieren die Täter jedoch häufig aus dem Ausland. Zum überwiegenden Teil der Gesamtfälle handelt es sich es um Betrugstaten.

Die Zahl der so genannten nichtdeutschen Tatverdächtigen hat leicht zugenommen. Nachdem in den Vorjahren ein Rückgang festzustellen war, hat sich diese Zahl im Vergleich zu 2018 um 160 auf 9.945 Fälle erhöht. Erneut verringert hat sich hierbei die Zahl der tatverdächtigen Asylbewerber/Flüchtlinge, die von 3.102 im Jahr 2018 auf 2.658 gesunken ist (-14,31%).



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